Der Bürgerparksportplatz

Der Bürgerparksportplatz

12.03.2020

Historisches Kalenderblatt - März 1986

Unser Dachbodenfund: Wir freuen uns euch den BSV Kalender von 1986 präsentieren zu können. Natürlich mit Original Bild und Text. Viel Spaß beim versinken in der Vergangenheit. Denn früher war alles früher als heute.

 

Den Bürgerparksportplatz gibt es nicht mehr, er lebt nur noch in der Erinnerung. Und wenn man seiner an dieser Stelle gedenkt, dann dürfte dieses davon zeugen, daß er in der Vereinsgeschichte des BSV und da­rüber hinaus auch im Fußballgeschehen jener bremischen Zeit unvergessen geblieben ist. Will man also über den Bürgerparksportplatz des BSV berichten, dann ist dies ein Hineintauchen in die Vergangenheit, eine Beschreibung der Erinnerungen, die auch zwangsläufig teils wehmütig den Verlust des Platzes einbeziehen. 

Wohl jeder weiß, daß im Oktober jeden Jahres auf der Bür­gerweide der Freimarkt stattfindet. Und gerade dort war bis 1934 ein Zentrum von sportlicher Betätigung, wobei der Fußball dominierte. Hier waren aber auch neben dem Fußball Handball und Tennis zu Hause. Der erstgelegene Platz, wenn man den Gustav-Deetjen Tunnel vom Bahn­hof aus passierte längsseits der Schlachthof-Straße, war der Platz des BSV. Er war also zentral gelegen, vom We­sten wie vom Osten Bremens gleichermaßen verkehrs­günstig zu erreichen. So war schon von der Örtlichkeit her gesehen der Grundstein einer gedeihlichen Entwicklung eines Sportzentrums gelegt worden. 

Nach dem 1. Weltkrieg galt es für den Verein, sich auf die Suche nach einem neuen Sportplatz zu begeben. Um das angesprochene Gelände hinter dem Bahnhof für den Sport zu gewinnen, waren zielstrebige Verhandlungen mit der Stadtverwaltung erforderlich. Flugblätter, Propa­gandaschriften und Werbeversammlungen mußten zu Hilfe genommen werden, um nach monatelangem Hin und Her am Ziel der Wünsche zu sein. Aber dann ging es an die Arbeit. Die Schaffung von Sportplätzen war nicht wie heutzutage alleinige oder überwiegende Angelegenheit der Gemeindeverwaltung in Ausübung ihrer öffentlichen Verpflichtung, sondern in Zeiten schmaler Vermögensverhältnisse war die Selbsthilfe der Vereine in der Haupt­sache gefragt. So war es auch, als 1920 der Bürgerpark­sportplatz kurze Zeit nach dem 1. Weltkrieg und noch nä­her an der alles zerstörenden Inflation entstehen sollte. Abend für Abend und natürlich auch Sonntag für Sonntag haben die damaligen Vereinsmitglieder gearbeitet, schwer gearbeitet, wenn man bedenkt, daß aus einem Müllabladeplatz der Stadt Bremen ein Sportplatz werden sollte. Aber zu solchen Zielsetzungen gehört neben der entsprechenden harten Arbeit auch Geld. Die Chroniken berichten von 190 000,- Mark, die die Erdbewegungen und Rohmaterialien verschlangen (diese Geldsumme soll, ohne ein Zurechtrücken auf Geldwertbasis zu versu­chen, so stehen bleiben). So gelang es dann, daß am 1. Au­gust 1920 die Platzeinweihe vorgenommen werden konn­te. Zwar ging das Einweihungsspiel gegen ABTS jetzt Bremen 1860) mit 0:1 verloren, aber über 4 000 Zuschauer waren trotz Regenwetters gekommen. Eine solche Zu­schauerzahl in jenen fernen Tagen war nicht zugeschnit­ten auf das einmalige würdige Ereignis einer Platzeinwei­he, sondern sie sollte ein Auftakt sein für die kommende große Zeit auf dem Bürgerparksportplatz. Noch tags zuvor wurde der Name des Vereins von Bremer Ballspielverein „Sport" in „Bremer Sportverein v. 06 e.V." geändert; es war, als sollte mit dem neuen Platz gleichsam ein Neube­ginn auch des Vereinslebens erfolgen. 

Die Sportplätze waren das Vorfeld des Bürgerparks; in die­sem Vorfeld war auch der Bahnhof von „Jan Reiners" gele­gen, die legendäre Kleinbahn, die in langsamer Fahrt über Findorff sich in Richtung Tarmstedt in Bewegung setzte. Die Bedeutung des Ganzen kann man nur ermessen wenn man weiß, daß in jener Zeit - fast ohne Auto und fast ohne die heutigen üblichen Urlaubsreisen - der Bremer sehr ge­bunden war an seine Stadt, an seine Schönheiten wie der Bürgerpark es schon damals war. In diesem Zusammenhang kam auch den Sportplätzen am Bürgerpark ihre besondere Bedeutung zu. 

Mit der Übernahme des Bürgerparksportplatzes und dessen Hineinwachsen in die Sportgeschichte des BSV war es aber nicht getan. Ein intaktes Vereinsleben fordert ständig den Ausbau des Vorhandenen. Was ist schon ein Sportplatz ohne Tribünenanlage; von einer Überdachung konnte natürlich der Kosten wegen keine Rede sein. Aber ein stufenartiger Ausbau schafft nicht nur mehr Zuschauerplatz, sondern ver­bunden damit bietet er eine besondere Qualität des Zu­schauens, was natürlich die Anziehungskraft des BSV-Plat­zes nicht unbeträchtlich steigerte. Wiederum war Arbeit und Geld gefragt. Daß die Arbeitsleistungen erneut den Mitglie­dern oblag, das war mehr als selbstverständlich. Aber auch die Mittelbeschaffung blieb den BSVlern allein überlassen. Für das besondere Zusammenstehen der damaligen BSV ­Gemeinschaft zeugt es, daß eine Umlage pro Mitglied mit Mk. 20,- selbstverständlich gewesen ist. Das war aber noch nicht genug. Bausteine waren an den Freundeskreis abzuset­zen; sie waren mit Mk. 1,- ausgezeichnet. Wenn jedes Mitg­lied zehn solcher Bausteine an den Mann bringen würde, dann konnte die Gesamtrechnung aufgehen. Und solch ein Baustein berechtigte zum einmaligen freien Eintritt bei ei­nem Meisterschaftsspiel. Aber als Besonderheit in diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, daß aus Ver­bundenheit mit dem BSV ein nach Peru ausgewandertes ehemaliges Mitglied mehr als einmal 1 peruanisches Pfund beigesteuert hat. Das Jahr 1925 hat also den BSV als eine ge­schlossene Gemeinschaft ausgewiesen. 

Cookie-Hinweis

Diese Website verwendet Cookies gemäß unserer Datenschutzerklärung, um Ihr Nutzererlebnis zu verbessern. Weitere Details zur Nutzung und Deaktivierung von Cookies erfahren Sie hier.

Einverstanden

Cookie-Informationen

Diese Internetseite verwendet Cookies, um die Nutzererfahrung zu verbessern und den Benutzern bestimmte Dienste und Funktionen bereitzustellen. Es werden keine der so gesammelten Daten genutzt, um Sie zu identifizieren oder zu kontaktieren.

Cookies sind kleine Dateien, die lokal auf Ihrem Computer gespeichert werden. Diese Dateien können keinen Schaden an Ihrem Computer anrichten.

Besuchen Sie die Internetseite des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, um mehr über Cookies und lokalen Speicher zu erfahren.

Wenn Sie keine Cookies durch diese Website speichern lassen möchten, können Sie dies direkt in Ihrem Browser einstellen. Wie dies für Ihren Brwoser funktioniert, erfahren Sie bei Klick auf den jeweiligen, nachfolgenden Button.