Wahnsinn am Panzenberg

Wahnsinn am Panzenberg

Die Erste 04.09.2023

Wir gewinnen ein verrücktes Fußballspiel mit 6:5 gegen Eintracht Norderstedt. Nach dem Spiel versuchten die Augenzeugen dieser denkwürdigen Partie das erlebte in Worte zu fassen, "Wahnsinn", "Historisch" oder "denkwürdig" waren die Begriffe, die am häufigsten genannt wurden. Es folgt der Versuch eines normalen Spielberichts zu einem ganz und gar nicht normalen Spiel. Aber der Reihe nach.

Knapp 650 Zuschauer*innen, darunter eine handvoll sympathischer Anhänger der Eintracht aus Norderstedt, hatten sich an diesem sonnigen Spätsommernachmittag am Panzenberg eingefunden. Die meisten hatten noch gar nicht ganz ihren Platz eingenommen, da stand es schon 1:0 für unsere Farben und der Wahnsinn nahm seinen Lauf. Papi Diop war plötzlich vollkommen frei im Gästestrafraum aufgetaucht, spielte den Ball am gegnerischen Torwart vorbei direkt in die Füße von Fritz Kleiner, der den Ball nur noch ins leere Tor schieben musste. Die frühe Führung nach nicht einmal einer Minute Spielzeit! Überhaupt gehörte die Anfangsphase ganz klar unserer Mannschaft, die weiter mutig und schnell nach vorne spielte. Die Abwehr der Norderstädter war in dieser Phase vollkommen überfordert und unsortiert. So dauert es auch nur bis zur 17. Spielminute ehe der BSV-Anhang das zweite Mal jubeln durfte. Jonas Kühl nutzte die nächste Unachtsamkeit in der Hintermannschaft von Norderstedt und erzielte das 2:0.

Danach beruhigte sich das Spiel etwas und Norderstedt konnte sich etwas Luft verschaffen und versuchte nun auch etwas mehr nach vorne zu spielen. Dennoch lag es nicht gerade in der Luft, das 1:2 aus Sicht der Gäste durch Nick Selutin, der vollkommen frei im Strafraum Maß nehmen konnte und den Ball sehenswert an Malte Seemann vorbei ins Tor drosch. Nun wurden die Gäste plötzlich mutiger und es war unsere Abwehr, die Probleme hatte, sich zu befreien. Im Anschluss an eine Ecke hatte unsere Mannschaft den Ball eigentlich sicher, verlor ihn dann allerdings sofort wieder und konnte den gegnerischen Angriff nur durch ein Foulspiel vor dem eigenen 16er stoppen. Freistoß für Norderstedt in einer gefährlichen Position, eine Aufgabe für Mittelfeldmann Maximilian Koch, der den Ball sehenswert über die Mauer in den Winkel zirkelte, 2:2 nach einer guten halben Stunde.

Unsere Jungs brauchten nicht lange, um sich vom Schock des Ausgleichs zu erholen, stürmten nun wieder mutig nach vorne. Einen Angriff von Herdi Bukusu konnte die Abwehr unserer Gäste nur durch ein Foul stoppen, Freistoß aus zirka 20 Metern Torentfernung. Was Norderstedt kann, das könnnen wir auch, dachte sich Herdi Bukusu und jagte den Ball, mit Hilfe des linken Torpfostens zum 3:2 in die Maschen. Mit diesem Ergebnis ging es in die Kabinen, durchatmen war angesagt. Der BSV hatte abgesehen von den Toren noch ein Paar sehr gute Chancen gehabt, auch höher zu führen, ein 4:2 oder 5:2 wäre durchaus möglich gewesen. Die einhellige Meinung des Publikums in der Pause: das Spiel würde mit ziemlicher Sicherheit nicht mit diesem Resultat zuende gehen. Sie sollten Recht behalten

In der zweiten Halbzeit machte der BSV da weiter, wo er aufgehört hatte, mit mutigem, schnellem und direktem Offensivspiel. Gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs hatten unsere Jungs etliche Mal die Chance auf weitere Tore, doch Gästekeeper Huxsohl hielt mehrere Male überragend. In der Folgezeit waren nun mal wieder die Gäste an der Reihe und spielten nun ihrerseits wieder mutiger nach vorne. Als der Schiedsrichter ein 64. Minute wieder auf Freistoß aus ausichtsreicher Position für die Gäste entschied, ahnten die meisten wohl schon, was gleich passieren würde: der dritte direkt verwandelte Freistoß am heutigen Tag, diesmal mit Hilfe des rechten Innenpfostens. So stand also nach etwas mehr als einer Stunde Spielzeit plötzlich 3:3. Doch auch diesmal ließ sich unsere Mannschaft vom Ausgleich nicht beindrucken. Eine Freistoßflanke von der rechten Seite, getreten von Herdi Bukusu fliegt an allen vorbei und findet den Kopf von Abwehrmann Dylan Burke, von dort segelt der Ball unhaltbar in die Maschen, das 4:3 für den BSV. Nun war das Momentum eindeutig wieder auf unserer Seite, Unsicherheit in der Eintracht Abwehr, die einen einfachen Ball verstolpern, der erste Abschluss kann noch abgewehrt werden, doch der Abpraller landet beim kurz vorher eingewechselten Degirmenci, der nur noch den Fuß hinhalten muss, und so das 5:3 erzielen kann.

Die alte, zwei-Tore Führung vom Beginn der Partie, war eine Viertelstunde vor dem Ende wieder hergestellt. Allein, wieder währte sie nicht lange. Denn nur ein Paar Minuten nach dem 5:3 stand es plötzlich nur noch 5:4, denn der ebenfalls kurz zuvor eingewechselte Manuel Brendel hatte eine Unachtsamkeit in der Hintermannschaft des BSV ausgenutzt und vollkommen freistehend den Anschlusstreffer erzielt. Ungefähr 15 Minuten waren in diesem irren Spiel noch auf der Uhr und alle ahnten schon, dass noch was passieren würde. Der Druck der Gäste wurde nun immer größer, ein Ausgleich schien nur noch eine Frage der Zeit, zumal unsere Mannschaft immer seltener für Entlastung sorgen konnte. In der ersten Minuten der insgesamt 6minütigen Nachspielzeit fiel dann tatsächlich noch der Ausgleich durch den Stürmer Kevin Prinz von Anhalt. Doch auch jetzt gaben unsere Jungs nicht auf, wollten unbedingt den Siegtreffer, mobilisierten noch einmal alle Kräften und warfen alles nach vorne. Und tatsächlich, in der 93. Minute gab es noch einmal Ecke für den BSV und aus dem Gewühl heraus erzielte Jonas Kühl mit seinem zweiten Treffer das 6:5! Aber noch waren 2 Minuten zu spielen und beinahe wäre Norderstedt mit dem letzten Angriff noch einmal der Ausgleich geglückt, doch auch diese letzte Szene überstand unser Team mit letzter Kraft und etwas Glück. Als der Schlußpfiff ertönte sanken viele Spieler, sowohl des Bremer SV als auch von Eintracht Nordertedt erschöpft zu Boden, zu müde um zu jubeln, zu ungläubig um sofort das eben erlebte zu verstehen. Es war in vielerlei Hinsicht ein denkwürdiges Spiel, 11 Tore, drei direkt verwandelte Freistöße, viele weitere Chancen auf beiden Seiten, vom Gefühl her eher ein Freundschaftsspiel in der Sommervorbereitung als ein Punktspiel. Nach dem Spiel zeigten sich dann auch beide Trainer erschüttert über das Abwehrverhalten der eigenen Mannschaft und waren sich einig, dass dies wenig mit Regionalligafußball zu tun hatte. Die neutralen Zuschauer*innen sahen ein packendes Duell, eine Werbung für den Amateuerfußball, das keine Wünsche offen ließ. Am Ende gewinnen wir, aufgrund der besseren und klareren Torchancen und wegen des nie aufhörenden unbedingten Siegeswillens, glücklich aber nicht unverdient mit 6:5 und stehen nach sechs Spielen mit 11 Punkten auf Platz 5 der Tabelle. Wahnsinn!

Am nächsten Sonntag geht es in der Liga weiter, es steht das schwere Auswärtsspiel bei Teutonia Ottensen an, es trift der 4. der Liga auf den 5. Ein echtes Spitzenspiel also, Anpfiff ist um 14:00 Uhr.

 
Fotos:
Sven Peter

 

Bremer SV

6 : 5

FC Eintracht Norderstedt

Sonntag, 3. September 2023 · 15:00 Uhr

Regionalliga Nord · 06. Spieltag

Schiedsrichter: Benjamin Schmidt Assistenten: Patrick Herbach, Tim Otto Zuschauer: 645

Startaufstellung

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